Wie es zur Petition kam

An der Gemeindeversammlung im Dezember 2021 wollte ein Bürger den Gemeinderat mit einem Antrag beauftragen, die Schulwege in Mühleberg von einem Planungsbüro systematisch untersuchen zu lassen – mit dem Ziel, Problemstellen und Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren. Davon, so der Antragssteller, würden nicht nur die Kinder profitieren, sondern auch viele andere EinwohnerInnen auf ihren Spaziergängen und Velofahrten.

Der Antrag wurde vom Versammlungsleiter aus formalen Gründen nicht zur Abstimmung zugelassen, weil das Organisationsreglement der Einwohnergemeinde solche Begehren aus der Bevölkerung nicht vorsieht.

Eine Gruppe von EinwohnerInnen findet das Anliegen jedoch sehr berechtigt. Sie hat sich daraufhin eingehend mit der Thematik befasst und möchte den Gemeinderat mit einer Petition auffordern, das Thema so rasch wie möglich anzugehen.

Streusiedlung Mühleberg

Mühleberg ist Streu- und Dorfsiedlung zugleich – mit Dorfstrukturen, über einem Dutzend Weilern, vielen einzelnen Höfen. Die Erschliessung eines so dezentralen Gemeindegebietes ist keine einfache Aufgabe.

Für alle, die hier leben, ist dies einerseits ein Gewinn: viel Grün, viele Möglichkeiten für Spaziergänge und Sport. Für FussgängerInnen, VelofahrerInnen und insbesondere die Kinder, die hier zur Schule gehen und dafür zum Teil lange Wege auf sich nehmen müssen, ist diese Siedlungsstruktur andererseits eine grosse Herausforderung. Viele Kinder und Jugendliche mögen ihren Schulweg und die Zeit, die sie mit ihren Freundinnen und Freunden verbringen. Doch aufgrund der zum Teil sehr unübersichtlichen Strassen und des zunehmenden Verkehrsaufkommens sind Kinder Gefahren ausgesetzt, die es zu analysieren und womöglich zu beseitigen gilt. Ein aktuelles Beispiel: Am 2. August 2021 wurde ein Motorrad auf der Strecke Allenlüften-Heggidorn mit 128 km/h geblitzt. Punktuell hat der Gemeinderat in der Vergangenheit Verkehrssituationen überprüft und Verbesserungen umgesetzt. Eine systematische Analyse oder gar ein Aktionsplan für das gesamte Gemeindegebiet fehlt bislang.

Wie sich der Verkehr entwickelt

Jedes Jahr geschehen auf Schweizer Strassen zahlreiche schwere Unfälle mit Kindern – im Jahr 2020 wurden gemäss Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) 4 Kinder getötet und 166 weitere schwer verletzt. Von den Kindern, die auf dem Velo schwer verunfallten, war fast die Hälfte zum Zeitpunkt des Unfalls auf dem Schulweg [1].

Sämtliche Szenarien des Bundes zeigen, dass aufgrund des Wachstums von Bevölkerung und Wirtschaft bis 2040 auch der Verkehr stark zunehmen wird [2]. Damit steigt auch die Gefahr von Unfällen – insbesondere mit Kindern.

In Mühleberg berichten Schulkinder immer wieder von brenzligen Situationen, die sie ängstigen. Insbesondere an bekannten gefährlichen Stellen auf der Stationsstrasse vom Zihlacher Richtung Allenlüften (S-Kurve vor dem Waldstück), der Strasse, von wo der Heggidorn-Veloweg aufhört Richtung Allenlüften oder der Strasse von Mauss nach Allenlüften.

Aus Angst um die Sicherheit der Kinder fahren Eltern vielerorts vermehrt ihren Nachwuchs mit dem Auto zur Schule. Diese Elterntaxis erhöhen das Verkehrsaufkommen und stellen eine zusätzliche Gefahr dar. In Neuenegg ist dies bereits ein grosses Thema und Problem. In Mühleberg soll es nicht soweit kommen.

Eine systematische, von externen Fachleuten durchgeführte Verkehrswegüberprüfung schafft die nötige Grundlage, um die Schulwegsicherheit in Mühleberg zu verbessern. Von verbesserten Velo- und Fussverbindungen profitieren nicht nur die Schulkinder, sondern die ganze Bevölkerung.

Was der Kanton für Ziele hat

Der Kanton Bern strebt die Gleichstellung des Veloverkehrs mit den übrigen Verkehrsarten an. Gemäss kantonalen Vorgaben ist das Angebot für den Veloverkehr so weiterzuentwickeln, dass im gesamten Kantonsgebiet eine sichere und attraktive Veloinfrastruktur geschaffen wird. (Der Kanton Bern strebt die Gleichstellung des Veloverkehrs mit den übrigen Verkehrsarten an. Gemäss kantonalen Vorgaben ist das Angebot für den Veloverkehr so weiterzuentwickeln, dass im gesamten Kantonsgebiet eine sichere und attraktive Veloinfrastruktur geschaffen wird. (siehe Velo- & Fussverkehr, Kt. Bern))

Diesen klaren Willen haben der Grosse Rat und der Regierungsrat in mehreren Grundsatzbeschlüssen bekundet (hier noch den entsprechende Link hinterlegen). Besondere Beachtung wird dabei sicheren Schulwegen geschenkt.

Der Gemeinde Mühleberg kommt somit die Aufgabe zu, den Sachplan Veloverkehr und die Strategie Fuss- und Veloverkehr des Kantons Bern umzusetzen. Dies beinhaltet:

  • Wegverbindungen untereinander und mit allen wichtigen Zielen zu vernetzen und attraktive Schnittstellen zu anderen Verkehrsmitteln herstellen.
  • Schwachstellen und Netzlücken gezielt zu erheben und zu beseitigen.
  • Die Infrastrukturen für den Langsamverkehr sicher und attraktiv zu gestalten. Besondere Beachtung wird sicheren Schulwegen geschenkt.
  • Den Langsamverkehr im Bereich des Freizeit- und Tourismusverkehrs zu fördern.

Mühleberg ist eine grossflächige Gemeinde mit vielen einzelnen Ortsteilen. Die Vernetzung der einzelnen Kerne ist ein wichtiges Anliegen der EinwohnerInnen. Alltagsverbindungen sollen wo immer zweckmässig und kostengünstig auf Gemeinde- und Privatstrassen geplant werden. Der Kanton kann dazu Investitionsbeiträge leisten (siehe Sachplan Veloverkehr, Kt. Bern).

Die vorhandenen Velowege in der Gemeinde Mühleberg erachten wir als zu wenig. Sie werden dem Plan des Kantons nicht gerecht.

Der Gemeinderat soll die Planung der kommunalen Velowege überarbeiten und das Wegnetz erweitern.


[1] Sicherheitsniveau und Unfallgeschehen im Strassenverkehr (SINUS) 03.02.2021

[2]  https://www.uvek.admin.ch/zukunft-mobilitaet, 20.09.2019